Das Geheimrezept für eine intensivere Beziehung zu deinem Pferd

Achtsamkeit für besser Pferd-Mensch-Beziehung

Interview mit Bibi Degn, Tellington-TTouch®-Instruktorin für Pferde

Geheimrezepte klingen immer so schreierisch, so übertrieben. Ja, da hast du Recht.  Mit dieser Überschrift wollte ich deine Aufmerksamkeit erregen. Denn das Thema, worum es in diesem Interview geht, ist mir sehr, sehr wichtig und ich will all deine Aufmerksamkeit 😉 Denn dieses Geheimrezept entscheidet meiner Meinung nach darüber, wie intensiv deine Beziehung zu deinem Pferd ist und wie du sie verbessern kannst!

Bist du bereit, etwas zu investieren, um die Beziehung zu deinem Pferd zu verbessern, sie auf ein neues Level zu heben? Dann ist das folgende Interview über dieses Geheimrezept genau das Richtige für dich. Ich hoffe, es regt dich zum Nachdenken an – und führt dich in Folge zu einer intensiveren, freudvolleren Beziehung zu deinem Pferd!

Doch wie lautet nun das Geheimrezept?

Achtsamkeit: Das Geheimrezept für eine intensivere Beziehung zu deinem Pferd

Das Geheimrezept lautet Achtsamkeit. Du hast dieses Wort sicher schon öfter gehört.

Jeden Tag erinnere ich mich daran, Dinge mit mehr Ruhe anzugehen, bewusster zu agieren, die Reaktionen meines Pferdes nicht zu sehr auf die Waagschale zu legen. Mich nicht in meiner Person angegriffen zu fühlen, wenn etwas nicht klappt. Genau hinzuspüren, was mein Pferd mir sagen will, mit mehr Liebe bei der Sache zu sein … für mich bedeutet all das und noch viel mehr der Begriff der Achtsamkeit. Und das beginnt zum Beispiel schon beim Putzen.

Achtsamkeit hilft dir, die Beziehung zu deinem Pferd zu intensivieren. Weil du bewusster hinschaust, bewusster hinfühlst und dein Pferd noch mehr zu verstehen im Stande bist.

Und weil die Tellington-TTouch-Methode das perfekte Tool für Achtsamkeit ist, ja vielleicht sogar die „angewandte Achtsamkeitsschule“ ist (vgl. Interview), habe ich Bibi Degn zum Interview gebeten.

Bibi ist eine der weltweit wenigen Tellington-TTouch-Instruktorinnen, die von Linda Tellington-Jones persönlich anerkannt und zertifiziert sind. Bibi ist somit befugt, nicht nur die Methode anzuwenden und zu unterrichten, sondern auch Tellington-TTouch-Lehrer/-innen auszubilden.

Ihr Fundus zur Tellington-Methode ist unendlich. Sie ist durch und durch Pädagogin in ihrem Beruf als Tellington-Instruktorin und lebt für und mit den Tieren. Ihre gesamte Arbeit und ihre Herangehensweise an „Problempferde“, Pferde mit Verhaltensauffälligkeiten, an problematische Pferd-Mensch-Beziehung ist von unglaublich viel Liebe zu allen Lebewesen, von hoher Achtsamkeit und Lebensfreude geprägt.

Im Interview mit mir erklärt sie, was das Konstrukt „Achtsamkeit“ für sie bedeutet, wie es sich konkret  anwenden lässt und wie du mit mehr Achtsamkeit die Beziehung zu deinem Pferd verbessern kannst.

Die Beziehung zum Pferd verbessern mit ...

Ghostreiter by Melanie: Achtsamkeit ist heutzutage ja fast schon ein Modewort. Was bedeutet für dich Achtsamkeit – wie definierst du sie für dich selbst?

Bibi Degn: Achtsamkeit bedeutet für mich, das, was ich tue, mit Liebe zu tun. 

Wie integrierst du Achtsamkeit in dein tägliches Leben? Haben Tiere da einen großen Anteil?

Die Tiere sind die großen Lehrmeister für meine Achtsamkeit, denn nichts, was ich an, für und mit meinen Tieren mache, hat, ohne achtsam zu sein, viel Wert. In dem Moment, in dem ich meine Tiere sehe, ihre Seele schaue, stellt sich Achtsamkeit wie von selbst ein. Wir alle – vermute ich – haben Tiere, weil wir unsere Liebe zu ihnen spüren wollen. Ich bemühe mich, dies zu leben, wenn ich mit ihnen in Interaktion bin.

Dies führt zu einem „angewandten Achtsamkeitstraining“ im Alltag, ein großer Vorteil, den wir „Tiere-Menschen“ haben können. Denn wir lernen Achtsamkeit nicht nur bei Stille im Meditationstempel, sondern in der oft sogar lärmenden Welt, im Handeln mit schreckhaften Pferden, bellenden Hunden und eigenwilligen Katzen.

Dieses Training, Achtsamkeit im Handeln anzuwenden, führt zu einer Haltung, zu Übung, zu einer Gewohnheit. Kürzlich sagte ein Freund zu mir, ich würde den Blumenkohl mit zärtlichen Händen zerteilen. Das war mir nicht bewusst – danke euch, ihr Tiere, für eure anhaltende Achtsamkeitsschulung!

Der Kontakt wird tiefer, das Zusammensein wird freudvoller

Wie kann höhere Achtsamkeit unser Zusammenleben mit Tieren beeinflussen?

Ich habe erwähnt, dass ich einen Zusammenhang zwischen Achtsamkeit und dem Sehen der Seele der Tiere sehe. Wer, ob Tier oder Mensch, blüht nicht auf, wenn sein Gegenüber „seine Seele schaut“? Und wer von uns blüht nicht auf, wenn uns das Gegenüber einen Blick auf seine Seele erlaubt? Der Kontakt wird tiefer, das Zusammensein wird freudvoller, das Training wird spielerischer, es geht nicht mehr um Machtpositionen – und die Sucht, mit den Tieren zu sein, wird gewaltig werden 🙂

Wie hat dich der achtsamere Umgang mit Tieren durch deine Arbeit als Tellington TTouch® Instruktorin als Mensch verändert?

Wenn ich oben das angewandte Achtsamkeitstraining erwähnt habe, so möchte ich die Tellington TTouch® Methode als die angewandte Achtsamkeitsschule bezeichnen. Eine bodenständige und zielführende Trainingsmethode, die so viele Elemente der Achtsamkeitsschule in sich trägt, macht, dass es einfach passiert, ohne drüber groß zu reden oder sich diesbezüglich zu disziplinieren.

Achtsamkeit hat ja auch immer mit Bewusstsein zu tun: Ich muss mir bewusst sein, dass mein Handeln, mein Verhalten Auswirkungen auf Mitmenschen, auf andere Lebewesen, auf meine Umwelt hat. Wie kann ich aus deiner Sicht Bewusstsein und Achtsamkeit fördern?

Die Antwort ist vielleicht überraschend – das kann ich, indem ich gut und ganz bei mir selbst bin, mich selbst wahrnehme, in Kontakt mit meinem Wesen trete und meine Liebe, die ja immer da ist, in mir finde.

Denkst du, dass mehr Achtsamkeit und Bewusstsein in der heutigen Zeit uns helfen würde, unsere Welt zu einem schöneren Ort für uns und unsere Tiere zu machen?

Ich glaube, es gibt keinen anderen, keinen besseren Weg und Schlüssel dahin.

Achtsamkeit in der Ausbildung von jungen Pferden

Lernen in Abwesenheit von negativem Stress

Bibi, du bist seit vielen Jahren Instruktorin für Tellington TTouch ® Training für Pferde. Du hast bei Linda Tellington-Jones gelernt, lernst immer noch regelmäßig bei ihr und wurdest von ihr persönlich 2002 zur Instruktorin ernannt. Kannst du uns kurz erklären, was die Tellington TTouch® Methode ist und welchen Bezug Tellington TTouch zur Achtsamkeit hat?

Für mich ist die Tellington-Methode Trainingsmethode für Tiere, eine Methode, die Beziehung schafft, Verbindung zwischen Mensch und Tier auf einer Ebene, die einen Tick tiefer ist als unser Alltagsbewusstsein. Diese Ebene hat etwas mit „Erkenntnis“ zu tun.
Daraus ergibt sich all das andere: Lernen kann man nun mal am besten in der Abwesenheit von negativem Stress, Kooperation ergibt sich aus Freundschaft wie von selbst, und der Körper erblüht, sobald Liebe im Spiel ist. So ist all das „esoterische Zeugs“ kein Widerspruch zu einer bodenständig funktionierenden Trainingsmethode, die jeder anwenden kann, sondern der Nährboden für funktionale Beziehungen zwischen Mensch und Tier.

Tiere als Lehrer für uns

Linda Tellington-Jones gilt ja als Wegbereiterin für eine der achtsamsten Methoden in der Ausbildung von Tieren. Wie hat Linda das Thema der Achtsamkeit in ihre Philosophie eingebunden?

Die Philosophie der Tellington-Methode sagt Folgendes: Arbeit mit dieser Methode lässt erfahren, wie wichtig die Tiere in unserem Leben sind, und verwirklicht, dass Tiere Lehrer für uns sind.

Sie trägt bei zu Freundschaft und Liebe zwischen Mensch und Tier sowie zu Frieden, Freundschaft und achtsamem Umgang von Menschen.

Es kommt zum Ausdruck, dass jedes einzelne Tier (und jeder Mensch) besonders ist und etwas anderes braucht, um glücklich zu sein, und dass jedes Tier und jeder Mensch auf seine eigene Weise lernt.

Tiere werden mit Verständnis behandelt, statt über sie zu bestimmen, sie einzuschüchtern oder ihnen körperlich oder seelisch weh zu tun.

Der Tellington TTouch dient als Sprache, die zwischen Mensch und Tier genutzt werden kann.

Vielen Dank, Bibi, für dieses Interview!

Mehr zu Bibi findest auf ihrer Homepage: www.tiereakademie.de

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